15.09.2025

Pumpspeicher Versetz: Nächste Etappe im UVP-Verfahren

Neun Wochen lang hatten alle – von BürgerInnen über die Gemeinden bis zu NGOs – die Möglichkeit, ihre Stellungnahmen zum Pumpspeicher Versetz abzugeben. Jetzt werden alle Stellungnahmen von der Behörde geprüft.

Die inhaltliche Prüfung und die entsprechende Bearbeitung aller eingegangenen Stellungnahmen durch die unabhängigen Expertinnen und Experten ist die nächste wichtige Etappe im UVP-Verfahren für den Pumpspeicher Versetz. Im Anschluss erstellen die im Auftrag der Behörde arbeitenden PrüfgutachterInnen aus 46 Fachgebieten die Umweltverträglichkeitsgutachten. Sie setzen sich dabei nicht nur mit dem Vorhaben und den Einreichunterlagen, sondern auch mit allen eingebrachten Stellungnahmen auseinander. Damit ist gewährleistet, dass die Anliegen aus der Region gehört werden und in die weitere fachliche Beurteilung einfließen.

 „Wir wissen, dass es bei einem solchen Vorhaben viele Themen gibt, die die Menschen in der Region beschäftigen. Dazu zählen etwa Fragen zur Sicherheit oder zu Beeinträchtigungen während der Bauphase. Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist das strengste Prüf- und Genehmigungsverfahren für Infrastrukturvorhaben in Österreich und garantiert, dass diese Themen umfassend und unabhängig berücksichtigt werden“, betont TIWAG-Bauvorstand Alexander Speckle.

 Aktuelles Datenmaterial als Grundlage

Der Pumpspeicher Versetz ist ein sehr detailliert geplantes und bestens untersuchtes Projekt. Die Fachbeiträge zu den Schutzgütern nach dem UVP-Gesetz umfassen rund 9.000 Seiten, dazu wurden etwa 440 Pläne erstellt. Damit liegt eine sehr breite und aktuelle Grundlage vor, die nun von den unabhängigen Sachverständigen geprüft wird. Messungen im Projektgebiet – wie zum Beispiel Lärm- und Luftgütemessungen oder Quellschüttungsmessungen  – laufen in dieser Phase der UVP weiter, um im gesamten Verfahren auf aktuelles Datenmaterial zurückgreifen zu können. Laut Fahrplan der Behörde soll die öffentliche Auflage des Umweltverträglichkeitsgutachtens Anfang 2026 und die mündliche Verhandlung im Frühjahr 2026 stattfinden.

 Anliegen aus der Region im Fokus

Lokale Themen standen bei den sieben UVP-Beratungsterminen der TIWAG in den Gemeinden Kaunertal, Pfunds, Fendels, Prutz und Tösens im Mittelpunkt. „Uns ist es weiterhin wichtig, direkt vor Ort mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Wir nutzten die Termine, um transparent zu informieren und im persönlichen Austausch auch individuelle Fragen zu klären und auf vorhandene Bedenken der Bevölkerung einzugehen“, so Projektleiter Andreas Dengg.

 Zu den Themen, die bei den Beratungsterminen und in den Stellungnahmen aufgeworfen wurden, zählen unter anderem auch die Auswirkungen der Baustelle im hinteren Kaunertal auf die Bevölkerung.

 „Wir haben viel Erfahrung mit Baustellen im hochalpinen Gelände. So sind beispielsweise Erkenntnisse aus der aktuellen Baustelle Kühtai in die Planungen für den Pumpspeicher Versetz eingeflossen. Der Baustellenverkehr wird großteils über eigens errichtete Baustraßen abgewickelt“, erläutert Dengg. Für das Management der Baustelle, das bis zur eigenen Kläranlage reicht, gibt es detaillierte Konzepte, die ebenfalls Teil der Umweltverträglichkeitserklärung UVE sind.

 Umfassende Erfahrung hat die TIWAG darüber hinaus mit ökologischen Ausgleichsmaßnahmen, wie sie beim Pumpspeicher Versetz vorgesehen sind. Im Platzertal sind ca. 7 ha wertvolle Feuchtböden – davon weniger als ein Hektar Niedermoor – vom neuen Speicher betroffen. Diese Bestände werden innerhalb des Platzertals umgepflanzt und bleiben somit lokal erhalten. Ähnliche Umpflanzungen wurden beim Projekt Kühtai bereits sehr erfolgreich umgesetzt und werden im Rahmen der UVP jetzt von den neutralen Sachverständigen für das Platzertal geprüft. Insgesamt werden auch über das Projektgebiet hinaus 82 ha Feuchtflächen durch unterschiedliche Maßnahmen erhalten, renaturiert sowie verbessert.

 Über den Pumpspeicher Versetz

Der neue Pumpspeicher Versetz mit dem Speicher Platzertal ist das Herzstück der Erweiterung Kaunertal und kann rund 160 Stunden lang kontinuierlich Energie liefern. Er gleicht Schwankungen im Stromnetz in Sekunden aus, indem bei Stromüberschüssen Wasser in ein höhergelegenes Becken gepumpt und gespeichert wird. Bei Bedarf kann das gespeicherte Wasser wieder zur Stromerzeugung genutzt werden. So trägt er wesentlich zur Versorgungssicherheit, zur Stabilität der Netze und zu leistbaren Strompreisen bei.